Jims Welt, Ausstellungen 2010 – 2012
Jims World, EXHIBITIONS 2010 – 2012
"Jims Welt" ist ein Hommage an den Schweizer Fotografen Karlheinz Weinberger (1921–2006), der unter dem Pseudonym "Jim" für die legendäre Schwulenzeitschrift "Der Kreis" fotografierte. Weinberger führte ein zeittypisches Doppelleben: Tagsüber arbeitete er als Lagerist, in seiner Freizeit fotografierte er erotisch aufgeladene Bilder von Halbstarken, Rockern und Tätowierten. Bekannt wurde Weinberger erst im hohen Alter durch eine Monographie, die vor allem seine Bilder der Halbstarkenszene zeigte. Gerhard Hintermann betreute Karlheinz Weinberger, seinen Mentor und Freund, von 2001 bis 2006 und ordnete dessen umfangreiches Archiv. Der Austausch über Fotografie, den Hintermann mit Weinberger pflegte, prägt sein fotografisches Schaffen bis heute.
Kurz nach dessen Tod entstanden die Bilder von Weinbergers Wohnung, in der sich Kleinbürgerlichkeit und Halbstarkenkult zu einem für Weinberger bezeichnenden Amalgam verbinden. Neben ein Sofa mit Stickdecke, Putenfiguren, Stehlampen – Attribute kleinbürgerlicher Behaglichkeit – kommen Abzeichen von Motorradclubs zu hängen, an der Decke des nikotingelben Zimmers haben sich einige Halbstarke verewigt, scheinbar inkongruente Welten treffen aufeinander. Diese Widersprüchlichkeit, die in Weinbergers Wohnung augenscheinlich wird, steht sinnbildlich für die Lebenswirklichkeiten schwuler Männer in der Nachkriegszeit. Die großformatigen Farbfotografien auf Büttenpapier sind zugleich ein posthumes Portrait und eine Allegorie schwulen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert.
Ergänzt werden die Fotografien mit einer Installation mit bisher noch nie gezeigten Bildern Weinbergers.
Text von Martin Jaeggi, freischaffender Publizist und Dozent ZHdK
"Jims world" is a hommage to the Swiss photographer Karlheinz Weinberger, (1921–2006). Photographer for the legendary gay magazine, "Der Kreis".
Weinberger led, during those times a typical double life. Working daytime in a warehouse and in his sparetime, making erotically charged pictures of Beatniks, Rockers and men with tattoos. Late in life, Weinberger became known for his Monographie, photos from the Beatnik scene.
From 2001 till 2006, Gerhard Hintermann attended Karlheinz Weinberger, his mentor and friend. During this time he also organized Weinbergers extensive archive.The lively discussions on photography they led during those years, affects Hintermanns own work up till this day.
Photos taken in Weinbergers home, shortly after his death, reflect his bourgois life mixed with the Beatnik lifestyle cult. Next to a sofa with crocheted covers, cherub figurines and a standard-lamp, attributes of bourgois "Gemütlichkeit", hang the emblems of motorcycle
clubs – mismatched worlds.The typical conflicts of gay men throughout the Post War aera.
Large-sized colour photos printed on vat paper stand for a posthume portrait and are also an allegorie for life as a gay in the 20th century.
The photos are supplemented with an art installation, pictures which so far have not been on view.
Text by Martin Jaeggi, independant publicist and academic ZHdK
Translated by Caroline Gebel, dreistil.ch